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Bayer-Chef sieht in Glyphosat-Klagen „existenzielle Bedrohung“

Bayer-Chef Bill Anderson sieht in der Klagewelle um das weit verbreitete Unkrautvernichtungsmittel Roundup (Inhaltsstopff Glyphosat) eine “existenzielle” Bedrohung für das Unternehmen. Sie sei aber auch ein Problem für die Landwirtschaft insgesamt. „Der Rechtsstreit um Glyphosat ist ein existenzielles Thema für unser Unternehmen, weil er uns die Möglichkeit nimmt, weiterhin Innovationen für Landwirte und für die Lebensmittelsicherheit zu entwickeln“, sagte Anderson laut Bloomberg gestern. In seiner Rede vor dem Executives’ Club of Chicago bezog er sich dabei auf den Hauptinhaltsstoff von Roundup.

Zur Beilegung der Roundup-Klagen hat Bayer Rückstellungen über 16 Milliarden Dollar gebildet. Etwa 10 Milliarden Dollar davon seien bereits ausgegeben worden, sagte ein Unternehmenssprecher. Bayer erwägt dem Vernehmen nach, ein umstrittenes juristisches Manöver namens „Texas Two-Step Bankruptcy“ zu nutzen, um Zehntausende US-Prozesse beizulegen, in denen Kläger ihre Krebserkrankungen auf Roundup zurückführen.

Anderson bezeichnete die Glyphosat-Klagen in seiner Rede als unbegründet und schlecht für das Unternehmen und die Mitarbeiter, die infolgedessen ihre Arbeitsplätze verloren hätten. Bayer gebe mehr für Gerichtsverfahren aus als die 2,4 Milliarden Euro, die man jährlich für Forschung und Entwicklung aufwendet. In der Landwirtschaft sei Bayer der größte Investor in Forschung und Entwicklung, so Anderson. Die Rechtsstreitigkeiten gefährdeten den Fortschritt, der notwendig sei, um eine rapide wachsende Weltbevölkerung zu ernähren. Bayer bleibt bei seiner Linie, dass Glyphosat sicher sei.

„Dies ist eine sehr ernste Angelegenheit für die amerikanische Landwirtschaft“, sagte Anderson. „Man schätzt, dass die Lebensmittelkosten für eine durchschnittliche vierköpfige Familie in den USA um mehr als 40 % steigen würden, wenn Glyphosat aus dem landwirtschaftlichen System entfernt würde. In den USA und Brasilien werden fast ausschließlich Mais und Sojabohnen angebaut, die gentechnisch verändert wurden, um dem Unkrautvernichter Glyphosat zu widerstehen.

Anderson sagte, dass das Unternehmen trotz der Freigabe von Glyphosat durch die US-Wissenschaftler und -Regulierungsbehörden jedes Jahr mit Klagen in Milliardenhöhe konfrontiert ist. Bayer hat die Roundup-Klagen durch die Übernahme des Agrarriesen Monsanto im Jahr 2018 für 63 Milliarden Dollar geerbt. Die Aktien des deutschen Unternehmens haben seit dem Kauf von Monsanto etwa 72 % ihres Wertes verloren. Die Besorgnis der Anleger über die Haftung von Bayer ist gewachsen und führte schließlich zum Rücktritt des ehemaligen CEO Werner Baumann. Zusätzlich zu den rechtlichen Problemen hat das Unternehmen mit anderen Problemen zu kämpfen, darunter eine schwache Medikamentenpipeline und hohe Schulden.

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Chart zeigt Entwicklung seit 2016: Die Bayer-Aktie verliert 76 % an Wert, während der Dax 76 % zulegen konnte.

FMW/Bloomberg


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